Hand auf’s Herz: Was hast Du heute schon für Dich getan? Vielleicht hast Du Dir extra früh den Wecker gestellt, um vor Job und Care-Arbeit noch eine Runde allein durch den Park zu joggen? Dich in Deiner Mittagspause mit Deiner Freundin zum Lunch getroffen? Bist um 20 Uhr ins Bett gekrochen, um einfach den neuen Roman in einem Stück durchzulesen? Oder hast einfach einmal ein paar Minuten ganz tief durchgeatmet und Dich wirklich gespürt? Was auch immer, hauptsache wir vergessen bei all den Aufgaben, To-Do-Listen und Nachrichten aus unserer schnellen Welt nicht uns selbst. Unsere Gastautorin Neele beschreibt, was sie für sich tut. Eine kleine Anleitung, um im Moment zu leben!

Yoga, Me-Time, Achtsamkeit und Co

Vor ca. zwei Jahren hatte ich Lust auf einen neuen „Sport“, irgendetwas ruhigeres. Achtsamkeit, “Me-Time”, die Suche nach dem „Why“ und all die anderen Schlagwörter waren schon damals in aller Munde und alles klang so verlockend, dass ich auch ausprobieren wollte, was dieses Yoga so mit mir macht. Ich hatte es davor schon ein paar Mal im Fitnessstudio und mit YouTube Videos probiert, aber der Funke war nie wirklich übergesprungen. Bis zu diesem Tag im April 2018. Ich war nach meiner Stunde in einem Freiburger Yoga Studio hin und weg. Anfangs etwas irritiert vom „Om Singen“ und meditieren, am Ende jedoch völlig tiefenentspannt.

„Seit ich angefangen habe regelmäßig Yoga zu praktizieren und zu meditieren, hat sich mein ganzes Leben verändert. Hört sich super abgedroschen an, ist aber wirklich so. Ich kann es also jeder und jedem nur wärmstens empfehlen. Aber eins nach dem anderen..."

Neele Hofmann

Ich muss dazu sagen, dass ich der Meinung bin, dass viele erste Eindrücke, die man vom Yoga hat, auch mit der jeweiligen Lehrerin oder dem Lehrer zusammenhängen. Mir war meine Lehrerin von Anfang an super sympathisch und ich konnte mich gut „fallen lassen“. Anders als viele denken, hat das klassische Yoga nämlich ziemlich wenig mit Sport zu tun, sondern ist eine Vorbereitung auf die nachfolgende Meditation. Das wird bei uns im Westen zwar häufig anders praktiziert, was auch nicht schlimm ist, hilft aber beim Verständnis.

Yoga als Einstieg

Yoga kann helfen, zu sich selbst zu finden, meint Neele.

Wenn Du Dich entscheidest mehr oder überhaupt irgendetwas für dich zu tun, kann Yoga meiner Meinung nach ein sehr guter Einstieg sein. Egal in welcher Form Du es praktizieren möchtest. Wie gesagt, ist es hierbei sehr wichtig auf sich selbst zu hören und darauf, was Du gerade brauchst. Hier beißt sich die Katze ein wenig in den Schwanz, denn gerade das kannst Du beim beim Yoga lernen. Dennoch vermute ich, Du kannst dich insoweit einschätzen, als dass Du abschätzen kannst, ob dir für den Einstieg eher ein Fitnessstudio liegt oder gleich ein Yoga Studio. Des weiteren gibt es viele unterschiedliche Yoga Formen, frag am besten bei Freunden oder Bekannten, oder im jeweiligen Studio nach, und finde so heraus, was momentan am besten zu Dir passt.
Ich finde Yoga ist deswegen ein sehr guter Einstieg in das Thema, weil Du zunächst einmal, anders als bei anderen Sportarten, lernst, mit Dir alleine auf der Matte zu sein. Es findet zumeist sehr wenig Austausch mit anderen statt, in den meisten Yogastunden spricht nur die Lehrerin oder der Lehrer. Allein diese Erfahrung ist für viele neu und unbekannt kann aber schon sehr viel bewirken. Wenn dann noch am Anfang oder am Ende der Stunde (kurz) meditiert wird, gelangen anfangs viele an erste Grenzen, bemerken aber auch so einiges, was in ihnen „abgeht“. Das muss gar nichts spektakuläres sein, meistens tut es in unserer sehr hektischen und von Informationen zugeschütteten Zeit schon sehr gut, einfach „da zu sitzen“. Du kannst in dem Moment einfach nichts anderes tun und das ist sehr wohltuend.

Kleine Schritte zu mehr Achtsamkeit und dem "Leben im Moment"

Genau das ist es, was Achtsamkeit, Me-Time, um sich selbst kümmern, oder wie auch immer Du es nennen möchtest, ausmacht. Selber zu bemerken und wertzuschätzen, wie wenig es häufig braucht, um wieder etwas mehr bei sich selber anzukommen. Selbst wer im Alltag keine Zeit hat eine Yogastunde zu besuchen, kann sich ganz bestimmt 5 Minuten nehmen, eine Tasse Tee trinken und einfach nur in die Luft schauen. Oder den Kopf aus dem Fenster strecken und tief atmen. Oder es mit einer Mediations-App probieren. Fast alle Apps haben kurze, fünfminütige Mediationen im Angebot. Egal wofür Du Dich entscheidest, es ist immer besser wenig für sich selbst zu tun, als gar nichts.

Was hierbei für Dich selbst das Richtige ist musst Du ausprobieren und erfahren. Bestimmt gibt es auch viele Menschen, die mit Yoga und Meditation gar nichts anfangen können. Ich würde zwar jedem empfehlen es zu probieren, aber wenn es nicht das Richtige ist, auf jeden Fall weiter zu suchen.

Dem allem zugrunde liegt die Fähigkeit zu lernen, wieder mehr im Moment und bei sich zu sein. Rechtzeitig festzustellen, wann einem der Alltag, der Job oder die Familie zu viel wird und sich kurz herauszuziehen.

Zeitschriften und Tee.
Zeitschriften lesen und Tee trinken: Auch das kann "Me-Time" sein.

Ein paar tiefe Atemzüge zu nehmen und wieder zurück zu kehren. Das Schöne am tief ein- und ausatmen ist, dass uns dies daran erinnert, dass wir immer und wirklich immer nur in diesem einen Moment sind. Wir sind weder in der Vergangenheit noch in der Zukunft. Genauso wenig können wir diese in irgendeiner Art und Weise beeinflussen oder verändern. Alles was wir haben ist der gegenwärtige Moment und unser Atem, der uns alle am Leben hält und daran erinnern kann.

Wenn es Dir gelingt, Dir das immer wieder zu vergegenwärtigen, bist Du bereits auf einem sehr guten Weg zu mehr Achtsamkeit und somit auch mehr Selbstliebe und am Ende dem Besten, was Du für Dich tun kannst - dem Leben im Moment.