Warum sind private Windkraftanlagen für Hausbesitzer interessant?
Steigende Strompreise und der Wunsch nach mehr Unabhängigkeit vom Energieversorger machen die eigene Stromerzeugung immer attraktiver. Neben der Solaranlage rückt auch die private Windkraftanlage in den Fokus einiger Hausbesitzer. Im Jahr 2024 lag der Anteil der erneuerbaren Energien am Bruttostromverbrauch in Deutschland bei über 54 % (Quelle: Bundesumweltamt)
Warum also nicht ein Stück davon selbst nutzen? Eine private Windkraftanlage auf dem Dach oder im Garten erzeugt sauberen Strom aus Windenergie. Sie hilft, den CO₂-Ausstoß zu senken. Zudem kann eine Windkraftanlage eine ideale Ergänzung zur Solaranlage sein: Während Solaranlagen vor allem tagsüber und im Sommer Strom liefern, sorgt eine Kleinwindanlage bei Wind auch abends, nachts und im Winter für zusätzliche Energie. So bleibt die Versorgung zuverlässiger, und Eigenheimbesitzer können noch mehr Strom selbst erzeugen und nutzen.
Für Hausbesitzer kann eine Windkraftanlage: weniger Stromkosten und mehr Unabhängigkeit bedeuten. Jede selbst erzeugte Kilowattstunde senkt die Ausgaben für Netzstrom. Ob sich eine Anlage aber wirtschaftlich rechnet und tatsächlich die Kosten signifikant senkt, hängt stark von Anschaffungskosten, Wartung, Genehmigungen und vor allem dem tatsächlichen Windertrag am Standort ab. Gleichzeitig setzt Du ein Zeichen für die Energiewende und engagierst Dich aktiv für den Klimaschutz.
Allerdings ist nicht jeder Standort geeignet. Die tatsächliche Stromausbeute ist stark von den lokalen Windverhältnissen abhängig. Warum Mini-Windräder in Deutschland bislang selten sind und was bei der Planung wichtig ist, liest Du im nächsten Abschnitt.
Wie funktioniert eine private (Mini-)Windkraftanlage?
Eine private Windkraftanlage funktioniert ähnlich wie die großen Windräder, die Du von Feldern oder aus Offshore-Parks kennst: Der Wind bewegt den Rotor, dieser treibt den Generator an und erzeugt so Strom.
Kleinwindanlagen bestehen meist aus einem Rotor mit zwei oder drei Flügeln (Propellerprinzip) oder seltener aus vertikalen Drehkörpern. In beiden Fällen wandeln sie die Bewegungsenergie der Luft in elektrische Energie um. Der Strom kann entweder direkt ins Hausnetz eingespeist oder in Batterien gespeichert werden. Überschüssige Energie lässt sich auch ins Stromnetz einspeisen.
Wichtig: Mini-Windkraftanlagen liefern deutlich weniger Leistung als große Windräder. Die typische Nennleistung liegt bei wenigen hundert Watt bis einigen Kilowatt. Ein hochwertiges Kleinwindrad mit 1 m² Rotorfläche erzeugt im Binnenland etwa 100 kWh Strom pro Jahr – das deckt nur einen kleinen Teil des Jahresbedarfs eines Haushalts.
Die Stromerzeugung hängt stark von der Windstärke und der konkreten Windgeschwindigkeit am Standort ab. Verdoppelt sich die Windgeschwindigkeit, steigt die Leistung um das Achtfache. Schon kleine Unterschiede beim Wind haben also große Auswirkungen auf die Strommenge. Im Vergleich zur Solarenergie, die relativ zuverlässig zwischen 800 und 1000 kWh pro kWp im Jahr liefert, ist Windstrom aus kleinen Anlagen deutlich standortabhängiger.
Zur Technik gehören neben Rotor und Generator auch Sicherheitssysteme: Bei starkem Wind wird das Windrad abgeregelt oder automatisch in eine sichere Position gebracht. Ein Wechselrichter wandelt den erzeugten Gleichstrom in Wechselstrom für das Hausnetz um.
Im Inselbetrieb, etwa bei einer Berghütte, puffern Batterien die Schwankungen. Kleinere Windanlagen für Camping oder Boote arbeiten nach dem gleichen Prinzip, sind jedoch meist nicht für das Hausnetz geeignet.
Grundsätzlich gilt: Nur bei passenden Standortbedingungen und mit hochwertiger Technik kann eine private Windkraftanlage zuverlässig Strom liefern.
Welche Arten von Kleinwindkraftanlagen gibt es und was braucht man vor Ort?
Windkraftanlagen gibt es in zwei Hauptbauarten: Anlagen mit horizontaler Achse (klassische Propellerform) und solche mit vertikaler Achse (z. B. Helix- oder Savonius-Design).
Horizontale Windräder erzielen meist einen höheren Wirkungsgrad, müssen aber exakt in den Wind ausgerichtet werden. Vertikale Anlagen gelten als robuster gegenüber Turbulenzen, laufen oft leiser, liefern aber bei gleicher Größe weniger Ertrag. Auch die Optik spielt eine Rolle – wichtiger ist jedoch die Qualität der Windkraftanlage.
Setze auf geprüfte Modelle und lasse Dir Referenzanlagen zeigen, die schon länger im Betrieb sind. Frage nach Zertifikaten und achte auf Angaben zu Lautstärke und Sturmfestigkeit.
Der Standort entscheidet über den Erfolg:
In bebauten Gebieten bremsen Häuser, Bäume und Mauern den Wind ab und verursachen Verwirbelungen. Dadurch sinkt der Ertrag erheblich. Ideal sind freie Flächen oder erhöhte Lagen – etwa ein Haus auf einem Hügel, an der Küste oder im offenen Flachland.
Faustregel: Unter einer durchschnittlichen Windgeschwindigkeit von 4 m/s lohnt sich eine Windkraftanlage kaum. Nur windreiche Regionen wie Norddeutschland, Küstengebiete oder exponierte Mittelgebirgslagen erreichen diesen Wert zuverlässig.
Eine erste Einschätzung bieten Windkarten des Deutschen Wetterdienstes oder der europäische Windatlas. Wer es genau wissen will, kann eine professionelle Windmessung durchführen lassen – das ist jedoch teuer und bei kleinen Anlagen selten wirtschaftlich.
Zur Aufstellung: Optimal ist ein hoher Mast mit freier Anströmung. Je höher der Rotor, desto stärker und gleichmäßiger der Wind. Viele Bundesländer erlauben Masten bis 10 m Höhe ohne Genehmigung. Diese Höhe sollte nach Möglichkeit ausgeschöpft werden.
Eine Dachmontage ist kritisch: Auf dem Hausdach kommt meist turbulenter Wind an, der Ertrag sinkt und Vibrationen können ins Gebäude übertragen werden. Zudem sind Erträge von Dach-Windrädern in der Regel sehr niedrig.
Besser ist eine freistehende Windkraftanlage im Garten auf einem stabilen Mast mit solidem Fundament. Dafür wird allerdings Platz benötigt, und je nach Höhe und Größe der Anlage kann schweres Gerät wie Bagger oder Kran erforderlich sein.
Kurz gesagt: Du brauchst ausreichend Wind, Platz und eine sichere Befestigung, damit sich eine Windkraftanlage wirklich lohnt. Die nächsten Abschnitte klären, was dabei rechtlich zu beachten ist.
Welche rechtlichen Vorgaben gelten für private Windräder?
Kleinwindkraftanlagen gelten als bauliche Anlagen. Ob Du eine Baugenehmigung brauchst, hängt vor allem von der Höhe und vom Bundesland ab.
In vielen Bundesländern sind Anlagen bis 10 m Gesamthöhe genehmigungsfrei oder unterliegen einem vereinfachten Verfahren – vorausgesetzt, bestimmte Auflagen werden erfüllt. Beispiele: In NRW, Bayern und Baden-Württemberg sind Kleinwindräder bis 10 m meist freigestellt, allerdings nicht in reinen Wohngebieten. In Berlin und Bremen hingegen ist immer eine Genehmigung erforderlich. Niedersachsen erlaubt Anlagen bis 15 m Höhe im Außenbereich und in Gewerbegebieten ohne Genehmigung.
Wichtig: Baurecht ist Ländersache und kann sich ändern. Eine aktuelle Prüfung der jeweiligen LBO und eine Anfrage beim lokalen Bauamt sind immer unerlässlich!
In sensiblen Zonen, etwa in der Nähe von Kultur- oder Naturdenkmälern, gelten oft strengere Regeln. Kläre die Details frühzeitig mit der örtlichen Bauaufsichtsbehörde.
Unabhängig von der Genehmigungspflicht müssen private Windräder bestimmte Abstände einhalten und dürfen keine unzumutbaren Belästigungen verursachen.
Faustregel: Der Abstand zum Nachbargrundstück sollte mindestens der Anlagenhöhe entsprechen. Damit bleibt das Windrad beim Umkippen auf dem eigenen Grundstück.
Es gelten zudem Schallgrenzwerte:
- In reinen Wohngebieten darf nachts ein Lärmpegel von 35 dB(A) am Nachbarhaus nicht überschritten werden.
- Tagsüber liegt der Grenzwert bei 50 dB(A).
Diese Vorgaben basieren auf der Technischen Anleitung Lärm (TA Lärm). Bei Zweifeln kann die Behörde ein Schallgutachten verlangen. Auch Schattenwurf durch rotierende Flügel sollte vermieden werden, um Nachbarn nicht zu beeinträchtigen.
Zusätzlich erforderlich:
- Anmeldung beim örtlichen Netzbetreiber
- Registrierung im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur
Informiere auch frühzeitig Deine Gebäude- oder Haftpflichtversicherung. Manche Versicherer schließen Schäden durch Kleinwindanlagen aus oder verlangen einen Beitragszuschlag.
Zusammengefasst: Kläre die Bauvorgaben, halte ausreichend Abstand, beachte Lärm- und Sicherheitsvorgaben und sichere den Versicherungsschutz. Dann steht der Zulassung Deines privaten Windrades nichts im Weg.
Welche Förderungen und Finanzierungsmöglichkeiten gibt es?
Die Anschaffung einer privaten Windkraftanlage wird auf verschiedenen Wegen gefördert. Hier ein Überblick über aktuelle Möglichkeiten in Deutschland:
- EEG-Einspeisevergütung: Nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) erhältst Du für eingespeisten Windstrom eine Vergütung. Für Anlagen bis 10 kW beträgt diese rund 8 Cent pro Kilowattstunde (Stand 2024), garantiert für 20 Jahre. Diese Einspeisung ins Netz sichert langfristige Einnahmen.
- KfW-Förderkredite: Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) bietet im Programm „Erneuerbare Energien – Standard (KfW 270)“ zinsgünstige Darlehen für Kleinwindanlagen.
- Landes- und Kommunalprogramme: Viele Bundesländer fördern Mini-Windkraftanlagen im Rahmen von Klimaschutzprogrammen.
- Steuerliche Vorteile: Unter bestimmten Bedingungen lassen sich Investitionskosten abschreiben oder steuerlich geltend machen.
Neben Förderungen sparst Du auch durch den Eigenverbrauch: Jede selbst verbrauchte Kilowattstunde Windstrom erspart Dir rund 30–40 Cent an Netzstromkosten.
Optimal ist es, flexible Verbraucher wie Wärmepumpen, Elektroautos oder Warmwasserbereiter dann laufen zu lassen, wenn der Wind weht. Eine Kombination mit Batteriespeichern kann den Eigenverbrauch zusätzlich erhöhen, ist aber kostenintensiv.
Fazit: Für wen lohnt sich eine Kleinwindkraftanlage?
Eine private Windkraftanlage lohnt sich für Hausbesitzer mit windreichen Grundstücken und viel Platz.
Ideal sind ländliche Lagen, Hügelstandorte oder Küstennähe. Auch landwirtschaftliche Betriebe und Technikbegeisterte profitieren.
Eine Kleinwindkraftanlage ist immer eine Investition in nachhaltige Energieversorgung und mehr Unabhängigkeit.
Wichtig ist, dass die Windbedingungen geprüft werden. Ohne konstanten Wind liefert eine Windkraftanlage nur geringe Erträge.
In Städten oder dicht bebauten Wohngebieten lohnt sich ein Windrad meist nicht. Hier sind Photovoltaikanlagen die bessere Wahl.
Wer jedoch die richtigen Voraussetzungen erfüllt, erzeugt sauberen Strom, wird unabhängiger von Strompreisen und unterstützt aktiv die Energiewende.