In der Drogerie wird es besonders deutlich: Gang an Gang stehen hier Regale voller Plastik. Aber nicht nur das offensichtliche Plastik, das viele Kosmetikprodukte umgibt ist es, was unserer Umwelt zu schaffen macht, sondern genauso das viele Plastik, was sich in all den Tuben, Flaschen und Flakons befindet: Mikroplastik. Und das schmieren wir uns auf Haut und Haar und ja sogar in den Mund. Nachhaltigkeits-Bloggerin Neele Hofmann erklärt was Mikroplastik genau ist, wozu es da ist und warum es so schlecht für uns und unsere Umwelt ist. Außerdem gibt sie Tipps wie einfach wir dem entkommen können.

Lange bevor das Wort Mikroplastik in aller Munde war, habe ich angefangen möglichst nur noch Naturkosmetik zu kaufen. Anfangs hauptsächlich Produkte wie Bodylotion, Duschgel und Co. Später auch dekorative Kosmetik, also Make-Up usw. Warum? Weil ich schon lange der Meinung bin, dass in Kosmetikprodukten nichts hineingehört, was nicht unbedingt nötig ist. Das ist natürlich Ansichtssache, aber ich finde und merke es auch an meiner Haut, dass man nicht viele Inhaltsstoffe benötigt, um diese zu pflegen.


Naturkosmetik vs. konventionelle Produkte - Wo ist der Unterschied?

Bisher existiert noch keine einheitliche Definition für Naturkosmetik. Es gibt allerdings auch hier, ähnlich wie im Bereich der fairen Mode, einige Richtlinien und Siegel, an welchen man sich orientieren kann.

Bestimmte Inhaltsstoffe wie Polyethylenglykol (PEG), Silikone, Parabene, synthetische Duftstoffe, Paraffine und andere Erdölprodukte sind in Naturkosmetik ausgeschlossen. (Quelle: Wikipedia) Des Weiteren wird Naturkosmetik nicht an Tieren getestet und die Inhaltsstoffe werden sehr häufig fair und nachhaltig produziert. Die drei größten Siegel sind das BDIH-Prüfzeichen „kontrollierte Naturkosmetik“, Natrue und Ecocert.

Wenn Du wissen möchtest, welche Inhaltsstoffe sich in einem Produkt befinden, hilft häufig schon ein Blick auf die Zusammensetzung. Der Vorteil bei reiner Naturkosmetik ist nämlich, dass Du vermutlich fast alle Zutaten von ihnen kennst, da es sich um natürliche Stoffe wie Wasser, Öle oder Alkohol handelt.

Anders sieht dies bei konventionellen Produkten aus, wo die Liste der Inhaltsstoffe häufig fast den Platz auf der Rückseite der Produkte sprengt und Du von den meisten vermutlich noch nie gehört hast. Ich bin immer vorsichtig, wenn ich mir etwas auf die Haut (immerhin unser größtes Sinnesorgan) schmiere, was sich anhört wie ein Rezept für ein chemisches Experiment.

Neben den Inhaltsstoffen ist ein weiteres „Problem“, dass viele der konventionellen Produkte an Tieren getestet werden. Da dies ein sehr weites und häufig ambivalent diskutiertes Feld ist, möchte ich es an dieser Stelle dabei belassen Euch einfach darüber zu informieren.

Mikroplastik in Kosmetik - Wieso, weshalb, warum?

Was macht nun all das Plastik in unseren Kosmetikprodukten und könnten wir es nicht einfach weglassen? Bei Mikroplastik handelt es sich, stark verkürzt ausgedrückt, um Plastikpartikel, die kleiner als 5 Millimeter groß und nicht wasserlöslich sind. Sie gelangen u.a. über unser Abwasser in die Umwelt. Die meisten Kläranlagen sind bisher leider nicht in der Lage, sie aus dem Wasser zu filtern.

Greenpeace und der Bund gehen noch einen Schritt weiter und raten neben Mikroplastik auch von der Verwendung von wasserlöslichen, flüssigen, wachs- und gelförmigen Kunststoffen ab.

Diese werden zwar allgemein nicht zum Mikroplastik gezählt, gelten aber dennoch als nicht ausreichend erforscht und haben Auswirkungen auf die Umwelt. (Quelle: Utopia)

Wenn Du Peelings oder Duschgele aus konventioneller Produktion nutzt, kannst Du das darin enthaltene Mikroplastik manchmal sogar mit dem bloßen Auge erkennen. Die feinen Peeling-Bestandteile sind hierin nämlich größtenteils reines Mikroplastik. Es kommt aber genauso unsichtbar in Shampoos, Make-Up, Lippenstift und Sonnencremes vor.

Mikroplastik in Kosmetik konventioneller Produktion
Duschgel, Peeling, Lippenstift: In einigen konventionellen Kosmetikprodukten steckt noch immer Mikroplastik

Doch was bewirken diese kleinen Teilchen in Kosmetikprodukten?

„Synthetische Polymere dienen der Haarfixierung, bilden Filme und Emulsionen oder regulieren die Viskosität der Kosmetikprodukte. Dafür liegen diese manchmal aber nicht immer als fester Partikel vor, sondern sind wachs- oder gelartig, gelöst oder flüssig. Gelangen die Polymere in die Umwelt, sind sie aber ggf. genauso problematisch wie das Mikroplastik.“ (Quelle: Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik)

Mikroplastik sorgt also dafür, dass unser Duschgel schön schäumt und unser Shampoo dafür sorgt, dass durch einen feinen Film auf den Haaren, diese weicher und glatter wirken.

Warum ist Mikroplastik eine Gefahr für die Umwelt?

Schön und gut, könnte man denken, dann kommt das Mikroplastik halt ins Abwasser und somit in die Umwelt, schadet mir ja nicht. Dem ist allerdings leider nicht so, denn Plastik an sich stellt schon ein sehr großes Problem dar. Es wird zumeist auf Basis des ebenfalls problematischen Erdöls produziert und ist generell, egal in welcher Form, nicht ökologisch abbaubar. (Quelle: Utopia)

Mikroplastikpartikel verleibt über Jahre in der Umwelt
Mikroplastikpartikel - in der Umwelt verbleibt der Kunststoff über lange Zeit © iStock

Will heißen, wir müssen irgendwo hin damit. Im Falle des Mikroplastiks ab ins Abwasser damit und als nächstes in unsere Meere, Flüsse und Seen. Auf diese Weise gelangt es nicht nur in die sehr fragilen Ökosysteme, was schon schlimm genug wäre, sondern auch zurück in unsere Nahrungskette und somit direkt hinein in unseren Körper. Neuere Studien zeigen, dass wir bereits heute mit jeder Mahlzeit ca. 100 winzige Plastikpartikel zu uns nehmen. (Quelle: Utopia)

- Sehr lecker und ziemlich erschreckend, wie ich finde.


Die einfache Lösung: Naturkosmetik

Naturkosmetik
Naturkosmetik - nicht nur für die Umwelt, sondern auch für Dich gut

Für all das gibt es aber zum Glück eine sehr einfache und schnelle Lösung: Den Umstieg auf Naturkosmetik. Ich kann aus eigener, langjähriger Erfahrung berichten, dass es wirklich einfach ist und in den allermeisten Fällen überhaupt keinen Unterschied macht, was Du Dir nun ins Gesicht oder auf den Körper schmierst. Meine Haare sehen genauso aus wie vorher, ebenso mein Gesicht - glaube ich zumindest ;)

Mittlerweile gibt es eine so große Auswahl an wirklich tollen Produkten, sodass jede und jeder fündig werden sollte. Abgesehen davon, braucht man viele Dinge meiner Meinung nach eh nicht. Ich benutze beispielsweise seit ca. einem Jahr kein Gesichtswasser mehr und merke auch hier keinen Unterschied.

Wer angesichts des zugegebenermaßen unübersichtlichen Produkt- und Inhaltsstoffen-Dschungels verunsichert ist, dem empfehle ich die Apps “Tox Fox” und “Code Scan” [unbezahlte Werbung]. Durch Scannen des jeweiligen Produktes siehst Du auf einen Blick, welche Inhaltsstoffe aus welchen Gründen problematisch sind und kannst Dich dann ggf. für eine Alternative entscheiden.

Die beste Lösung: unverpackt

Der Königsweg wäre dann natürlich auch noch darauf zu achten, aus welchem Material die Verpackungen hergestellt sind. Sehr viele Naturkosmetik-Produkte gibt es in Glasflaschen oder in Verpackungen, welche aus recyceltem Plastik hergestellt sind.

Am besten ist es jedoch gar keine Verpackungen zu produzieren. Gerade im Bereich der Naturkosmetik gibt es schon viele unverpackte Lösungen. Shampoo, Duschgel und Conditioner kaufe ich nur noch in „Seifenform“. Gesichtswasser habe ich wie gesagt komplett abgeschafft, ebenfalls Make-Up-Entferner. Hierfür verwende ich wiederverwendbare „Wattepads“ aus Stoff. In einigen Unverpackt-Läden kann man sich auch Seife, Bodylotion und Co. selber abfüllen.

Unverpackt Naturkosmetik
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Ich bin mir sicher, das ist erst der Anfang und auch viele Drogeriemärkte werden in Zukunft vermehrt unverpackte Produkte in ihr Sortiment aufnehmen.

Wie gesagt, es ist wirklich einfach, mit Deiner Kaufentscheidung einiges in Sachen Umweltschutz zu bewirken und durch unser egoistisches Handeln die Umwelt nicht noch mehr zu zerstören.

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