Niedrigenergiehäuser sind eines der Schlüssel, um die Klimaziele zu erreichen. Steigende Energiepreise machen Häuser, die wenig Energie benötigen attraktiv. Im Blog erfährst Du alles, was Du wissen musst, um Dein Haus in ein Effizienzhaus zu verwandeln – und dabei sogar staatlich unterstützt wirst.

Was ist eigentlich ein Niedrigenergiehaus? Mit dieser Frage beschäftigen sich nahezu alle, die Pläne für den Bau eines Hauses hegen oder sich für eine Sanierung eines Altbaus interessieren. Die „eine“ Antwort auf diese Frage gibt es leider nicht – ebenso wenig wie eine Definition des Begriffs Niedrigenergiehaus. Bedauerlicherweise gibt es in Deutschland unterschiedliche Standards, nach denen der Energieverbrauch von Gebäuden gemessen und beurteilt wird. Wichtige Eckpunkte bei der Beurteilung von Niedrigenergiehäusern definiert das Gebäudeenergiegesetz (GEG). Das bedeutet: In Deutschland darf derzeit kein Haus gebaut werden, das diesen Mindeststandard nicht erfüllt.

Zurück zum Niedrigenergiehaus: Mit Blick auf das GEG ist unter einem Niedrigenergiehaus ein Gebäude verstanden, das die dort aufgeführten Standards unterschreitet. Die Praxis zeigt, dass diese Werte zum Teil sogar deutlich unterschritten werden. Einzelne Anbieter werben damit, dass der Standard des GEG um bis zu 70 Prozent unterschritten wird. Das macht deutlich: Der Begriff Niedrigenergiehaus ist ein unpräziser Begriff, der ohne eine Definition auskommen muss. Vor diesem Hintergrund müssen potenzielle Bauherren herausfinden, was ein Niedrigenergiehaus genau ausmacht.

Im alltäglichen Sprachgebrauch ist mit dem Begriff Niedrigengenergiehaus in der Regel ein Gebäude gemeint, das weniger Energie benötigt als der Standard des GEG dies vorsieht. Erreicht werden diese Energieeinsparungen über effektive Dämmungsmaßnahmen von Dach und Fassade sowie den Einbau sogenannter Wärmeschutzfenster – oftmals in Kombination effizienter Heizungen. Unter dem Begriff Niedrigenergiehäuser fallen auch folgende Gebäudetypen:

  • Drei-Liter-Häuser
  • Passivhäuser
  • Null-Energie-Häuser
  • Plusenergiehäuser

Diese Haustypen erfüllen ebenfalls höhere Anforderungen als vom GEG vorgesehen. Sogenannte Plusenergiehäuser erzeugen beispielsweise mehr Energie als vor Ort verbraucht wird.

Dachdämmung - Energieeffizienz © Franck Boston - shutterstock.com
Dachdämmung - Energieeffizienz © Franck Boston - shutterstock.com

Aus der Perspektive des Häuslebauers sind die Einstufungen der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) jedoch von zentraler Bedeutung. Kein Wunder, denn die KfW fördert das nachhaltige und klimaschützende Bauen mit zinsgünstigen Krediten und Zuschüssen. Das Institut klassifiziert energiesparende Häuser in sogenannte Effizienzhaus-Stufen. Das Prinzip ist einfach und leicht nachvollziehbar: Je höher die Kennzahl einer Effizienzhaus-Stufe ist, desto geringer fällt der Energieverbrauch aus. Maßgeblich für die Einordnung als Effizienzhaus sind zwei Kriterien:

  • Der Gesamtenergiebedarf der Immobilie (Primärenergiebedarf)
  • Wärmedämmung der Gebäudehülle (Transmissionswärmeverlust)

Niedrigenergiehaus – mögliche Förderungen

Wenn Du ein Haus zum Effizienzhaus sanieren willst oder ein fertiges Effizienzhaus kaufen möchtest, dann bekommst Du ein Niedrigenergiehaus, das die KfW fördert – mit einem Tilgungszuschuss oder einem Investitionszuschuss, der direkt ausgezahlt wird. Ein Tilgungszuschuss reduziert den Kreditbetrag, den Du zurückzahlen musst und verkürzt die Laufzeit Deines Kredits.

Effizienzhaus-Stufen und Förderungen der KfW im Überblick

Effizienzhaus Primärenergie- bedarf Transmissions- wärmeverlust Max. Kredit- und Zuschüsse
Effizienzhaus 40 40 % 55 % 120.000 Euro mit 45 % Tilgungszuschuss oder 54.000 Euro Investitionszuschuss
Effizienzhaus 55 55 % 70 % 120.000 Euro mit 40 % Tilgungszuschuss oder 48.000 Euro Investitionszuschuss
Effizienzhaus 70 70 % 85 % 120.000 Euro mit 35 % Tilgungszuschuss oder 42.000 Euro Investitionszuschuss
Effizienzhaus 85 85 % 100 % 120.000 Euro mit 30 % Tilgungszuschuss oder 36.000 Euro Investitionszuschuss
Effizienzhaus 100 100 % 115 % 120.000 Euro mit 27,5 % Tilgungszuschuss oder 33.000 Euro Investitionszuschuss
Quelle: KfW

Noch höher fallen die staatlichen Förderungen der KfW aus, wenn Dein Niedrigenergiehaus die Erneuerbare-Energien-Klasseeinbezieht. Das bedeutet: Wenn eine neu eingebaute Heizungsanlage auf der Basis erneuerbarer Energien mindestens 55 Prozent des Energiebedarfs des Gebäudes deckt. Bei der Sanierung zum Effizienzhaus unter Berücksichtigung der EEG-Klassen ist eine Heizungsanlage zwingender Bestandteil, um die Förderung überhaupt zu erhalten. Die höhere Förderung bekommst Du übrigens auch, wenn mindestens 55 Prozent des Energiebedarfs Deines Niedrigenergiehauses teilweise oder ganz durch unvermeidbare Abwärme erbracht werden.

Effizienzhaus-Stufen (EEG-Klassen) und Förderungen der KfW im Überblick

Effizienzhaus Primärenergie- bedarf Transmissions- wärmeverlust Max. Kredit- und Zuschüsse
Effizienzhaus 40 Erneuerbare-Energien- Klasse 40 % 55 % 150.000 Euro mit 50 % Tilgungszuschuss oder 75.000 Euro Investitionszuschuss
Effizienzhaus 55 Erneuerbare-Energien- Klasse 55 % 70 % 150.000 Euro mit 45 % Tilgungszuschuss oder 67.500 Euro Investitionszuschuss
Effizienzhaus 70 Erneuerbare-Energien- Klasse 70 % 85 % 150.000 Euro mit 40 % Tilgungszuschuss oder 60.000 Euro Investitionszuschuss
Effizienzhaus 85 Erneuerbare-Energien- Klasse 85 % 100 % 150.000 Euro mit 35 % Tilgungszuschuss oder 52.500 Euro Investitionszuschuss
Effizienzhaus 100 Erneuerbare-Energien- Klasse 100 % 115 % 150.000 Euro mit 32,5 % Tilgungszuschuss oder 48.750 Euro Investitionszuschuss
Quelle: KfW

Rund um das Erreichen des Niedrigenergiestandards auf der Grundlage der Kfz-Energiehäuser ist eine akribische Planung wichtig. Um die KfW-Förderung zu erhalten, musst Du zwingend einen Experten zurate ziehen. Die Unterstützung durch die KfW erfolgt über die Programme „Wohngebäude – Kredit 261, 262“ und „Wohngebäude – Zuschuss 461“.


Niedrigenergiehaus – Vor- und Nachteile

Ein Niedrigenergiehaus bietet eine ganze Reihe an Vorteilen. Wenn Du planst, zukunftsorientiert und ökologisch zu bauen, dann solltest Du auf ein Niedrigenergiehaus setzen, das bereits die Vorgaben des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) berücksichtigt. Das GEG gilt seit November 2020 und vereint die bis dato gültige Energieeinsparverordnung (EnEV) mit dem Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz (EEWärmeG).

Ein entsprechendes Vorgehen schont das Klima durch verminderte CO2-Emissionen und spart Dir langfristig erhebliche Kosten bei der Wärmeerzeugung. Sinnvoll ist es, wenn Du Dein Niedrigenergiehaus zusätzlich mit einer Photovoltaikanlage ausrüstest. Dann produziert Dein Haus sogar eigenen Strom, Du sparst Stromkosten und genießt eine weitgehende Unabhängigkeit bei der Energieversorgung. Kosten und Finanzierung einer Photovoltaikanlage haben wir in einem eigenen Beitrag für Dich zusammengefasst. In Verbindung mit einer modernen Dämmung und einer intelligenten Belüftungsanlage erhältst Du außerdem ein angenehmes Raumklima, bei dem die Wärme nicht nach außen gelangt und Dein Haus gut gegen die Sommerhitze geschützt ist.

Doch auch für Niedrigenergiehäuser gilt: keine Vorteile ohne Nachteile. Heizungsanlage, Solarzellen, Isolierung der Außenwände und Belüftungsanlage – alles das kostet. Bei der Kalkulation eines Niedrigenergiehauses solltest Du mindestens acht Prozent mehr einplanen als für den Bau eines herkömmlichen Hauses. Angesichts anhaltender Lieferengpässe sind darüberhinausgehende Kostensteigerungen wahrscheinlich. Grundsätzlich liegen die Kosten eines Niedrigenergiehauses pro Quadratmeter höher als die konventioneller Häuser.

Sicherlich ist es möglich, die höheren Kosten eines Niedrigenergiehauses im Laufe der Zeit durch geringere Betriebskosten wieder hereinholen – zumindest teilweise. Allerdings – und damit ist zu rechnen – dürften die europäischen Anstrengungen, klimaneutral zu werden eine dramatische Verteuerung fossiler Energieträger nach sich ziehen. Demgegenüber stehen die ohnehin steigenden finanziellen Belastungen der Bauherren. Ob der größte Nachteil eines Niedrigenergiehauses zum Tragen kommt, liegt entscheidend an Dir selbst: Wegen der effektiven Dämmung (Dampfsperren) der Niedrigenergiehäuser ist regelmäßiges Stoßlüften wichtig, um Schimmelbildung zu vermeiden. Diese Aufgabe kann aber auch von einer automatischen Belüftungsanlage übernommen werden.


Unterschiede zwischen Niedrigenergiehaus und Passivhaus

Erst einmal sind Passivhäuser auch Niedrigenergiehäuser. Allerdings ist die passive Variante eines Niedrigenergiehauses um ein Mehrfaches konsequenter hinsichtlich der Nachhaltigkeit. Zur Erläuterung: Der Anspruch klassischer Niedrigenergiehäuser ist es, den Energiebedarf möglichst weit zu senken. Angesichts der Klimaveränderungen, steigender Energiepreise und der Verpflichtung zur Klimaneutralität ist dies natürlich ein Gebot der Stunde.

Passivhäuser gehen aber noch einen Schritt weiter: Dieser Gebäudetyp ist so gut gedämmt, dass keine Wärme von außen mehr hinzugefügt werden muss. Im Unterschied zu Niedrigenergiehäusern beziehen Passivhäuser ihre Wärme aus der Erdwärme oder mithilfe solarthermischer Anlagen. Das schont die Umwelt – und den Geldbeutel. Vielfach betragen die „Heizkosten“ eines Passivhauses gerade einmal 25 Euro im Monat.

Von außen unterscheiden sich Passivhäuser kaum von anderen Niedrigenergiehäusern. Eine hocheffektive Wärmedämmung bessere Fenster mit einer speziellen Beschichtung der Scheiben, Wärmerückgewinnung aus der Abluft und eine besondere Dichtigkeit des gesamten Hauses machen das Funktionieren eines Passivhauses möglich.