Und das nicht nur für Tierfreund*innen. Heute feiern wir die Vierbeiner und gefiederte Gefährten, Hunde, Vögel, Fische, Hühner, Kühe und Co. Am 4. Oktober, dem Namenstag des heiligen Tierschutzpatrons Franz von Assisi, ist Welttierschutztag. Vielleicht ein Anlass, die eigene Ernährung zu überdenken? Einer von vielen! Fleisch und Milchprodukte zu reduzieren oder sogar ganz darauf zu verzichten, macht nämlich nicht nur aus ethischen Gründen Sinn. Es ist auch unsere Pflicht in Puncto Klima.


Friends, not food! So eins der gängigsten Bekenntnisse überzeugter Langzeit-Veganer und Veganerinnen: Wer Tiere liebt, der isst sie nicht. Denn wo ist schon der Unterschied zwischen Kalb und Hundewelpe? Warum verbringt das eine Junge sein kurzes Dasein in industrieller Massentierhaltung, während ein anderes über Jahrzehnte verhätschelt wird? Wer hat wann entschieden, welche Rasse am ehesten als schnelles Schnitzel endet, welches Nutz- und welches Haustier ist? Und ist artgerecht nicht sowieso nur die Freiheit?

Unser Essen ist politisch

Fragen, die philosophisch, ethisch und letztendlich wohl persönlich beantwortet werden müssen. Genau wie die, nach dem individuellen Ernährungsplan. Ob dieser tierische Produkte vorsieht oder nicht: jeder und jedem selbst überlassen – leben und leben lassen. Eigentlich.

Ganz genau genommen ist unser Essen gar keine so sehr private Sache mehr. Denn die Entscheidungen über das, was auf unseren Tellern landet, betrifft uns nicht allein. Und die Millionen Kühe, Schweine, Hühner und Puten als Mitbetroffene in Massentierhaltung lassen wir bei unserer steilen These sogar erstmal noch außen vor! Unsere Mitmenschen sind es, die wir mit zu vielen tierischen Produkten gefährden. Und für alle, die gerne an sich denken: Letzten Endes ganz einfach auch uns selbst.


Unsere Ernährung kann das Klima schützen

Vegan sein ist kein Tierschutzthema. Zumindest nicht nur. Vegan sein ist ein Klimathema. Let’s face it: Wenn wir die Erderwärmung stoppen wollen, dann müssen wir den Konsum von Fleisch und Milchprodukten drastisch reduzieren. Ja, ja, eine komplett vegane Welt ist nicht realistisch, schon klar. Und darum geht’s hier auch gar nicht. Es geht um die westliche Welt und es geht um die Menge, die für uns über die letzten Jahrzehnte normal geworden ist. Zwar nimmt die Anzahl der Veggies in Deutschland stetig zu. Trotzdem verzehren Deutsche laut Statista im Durchschnitt noch immer 59,5 Kilogramm Fleisch pro Jahr und Kopf. Für einige Familien entspricht das bis zu 11 Portionen Fleisch in der Woche. Und so boomt die konventionelle Tierhaltung – und setzt mehr Treibhausgase frei als beispielsweise unser Straßenverkehr.

Insbesondere in der Milch- und Rindfleischproduktion entstehen immense Mengen CO2. Schon allein, weil die Kühe selbst Methan ausstoßen. Vor allem brauchen die Tiere aber riesige Futtermengen, für die global einfach nicht genügend Flächen zur Verfügung stehen. Und da die Nachfrage an tierischen Produkten immer noch sehr groß ist, werden Regenwälder gerodet und Ökosysteme irreparabel zerstört, um immer mehr Mais und Soja anzupflanzen. Pro Jahr verschiffen die USA, Brasilien und Argentinien laut Statista rund 35 Millionen Tonnen Sojabohnen und -schrot als Tierfutter in die EU-Länder.

Klingt hart, aber is’ so: Wollen wir als Spezies weiter auf diesem Planeten leben, dann müssen wir was verändern. Unsere Ernährung zum Beispiel. Und zwar in Richtung plant based. Und nein, weil wir persönlich weder an Dogma noch an Selbstgeißelung als Lösung glauben, muss jetzt natürlich nicht gleich jede*r Einzelne komplett und für immer auf Fleisch und Milchprodukte verzichten. Ruhig erstmal reduzieren. Abgesehen vom Schutz des eigenen Lebensraum kann das schließlich auch andere Vorteile haben. Mehr Abwechslung im Speiseplan zum Beispiel, neue Geschmäcker entdecken oder sogar Veränderungen im Allgemeinbefinden. Is’ so? Is’ so! Auch wenn, wie fast jede, auch die vegane Platte zwei Seiten hat.


Unsere Gesundheit kann profitieren

Hippokrates lag richtig, als er sagte „Let thy food be thy medicine and medicine be thy food“. So führt eine fleischlose Ernährung nachweislich zu niedrigeren Blutzucker- und Blutdruckwerten. Durch die höhere Einnahme an ungesättigten statt gesättigten Fettsäuren, beugt eine vegetarische und vegane Ernährung außerdem Herzkrankheiten vor. Veggies haben ein vermindertes Diabetesrisiko und bekommen weniger häufig Nierensteine und bösartige Tumore. Laut Einschätzung der American Dietetic Association hängt letzteres zum Beispiel mit im Fleisch angereicherten Schadstoffe wie Dioxin und dem Fleisch eigenen Blutfarbstoff Hämoglobin zusammen, der die Bildung schädlicher Stickstoffverbindungen verstärkt.

Abgesehen davon ist es mit der Umstellung auf weniger tierische Produkte im Speiseplan ähnlich, wie mit so vielen Lifestyle-Veränderungen: Sie schärft das Bewusstsein. Wer einmal anfängt, sich mit Haltungsbedingungen in der Fleisch- und Milchproduktion oder den Benefits für den eigenen Körper zu befassen, erlebt zwangsläufig diverse persönliche Learnings. Ob er oder sie die Ernährung am Ende umstellt oder nicht – profitieren werden wir von der Auseinandersetzung mit einem solchen Thema immer. Je mehr wir darüber wissen, desto achtsamer werden wir. Bisher gibt es laut Psychologie Heute zwar kaum Belege dafür, dass Achtsamkeit direkt zu mehr Nachhaltigkeit führt, wohl aber Hinweise auf einen indirekten Zusammenhang. Eine Studie mit einem experimentellen Ansatz ergab, dass gezieltes Meditationstraining die Achtsamkeit erhöhte und in Folge die innere Haltung zum Konsum änderte. Wir dürfen also ruhig auch egoistisch sein. Zum Wohle aller!

Und kann auch was dagegen sprechen?

Klar gibt’s auch immer eine Lobby, die jetzt die negativen Seiten der vegetarischen und veganen Ernährung aufzählt. Und generell ist Kritik natürlich auch wichtig und wirklich nicht immer alles Gold, was glänzt. Viele Gegenargumente können allerdings fachlich entkräftet werden. Wie? Das lässt sich besonders schön und kompakt bei der Tierschutzorganisation PeTa nachlesen. Wer mag kann die dort angeführten Fakten auch gut in Diskussionen mit dem Umfeld anwenden.

Als Nachteil der rein pflanzlichen Ernährung nicht von der Hand zu weisen sind derweil zwei wichtige Punkte: Veganer*innen haben oft einen Mangel an Vitamin B12. Denn das kommt fast nur in tierischen Produkten, insbesondere in Eiern, Joghurt und Fleisch, vor. Für eine ausreichende Versorgung müssen alle, die auf tierische Produkte voll verzichten, irgendwann auf Nahrungsergänzungsmittel zurückgreifen. Auch, wenn sie sich gut fühlen! Eine Unterversorgung mit Vitamin B12 kann nämlich durchaus auch Spätfolgen haben. In den Wintermonaten ist außerdem eine Vitamin D-Zufuhr ratsam, um komplett und perfekt versorgt zu sein.

Sidenote für alle, die statt Schnitzel, Würstchen, Salami und Co. auf fleischlose Ersatzprodukte umsteigen: Bitte auch eher begrenzt genießen! Untersuchungen von Ökotest und der Verbraucherzentrale Hamburg ergeben leider, dass in Veggie-Aufschnitt teils sehr hohe Mengen an Fett, Zucker und Salz enthalten sind. Um dem Fleischgeschmack möglichst nahe zu kommen, beinhalten Ersatzprodukte oft überdurchschnittlich viele künstliche Aromen, sowie Farb- und Konservierungsstoffe. Außerdem macht es Sinn, auf das Prädikat „vegan“ zu achten. Steht das nicht drauf, ist meistens viel Eiklar drin, für das quasi genauso viele Hühner leiden und sterben, wie für „echte“ Wurst.


Wir können kleine Schritte machen

Generell ist es natürlich supergut, dass es überhaupt immer mehr Ersatzprodukte gibt, dass dafür Regale in den Discountern freigemacht werden und damit mehr und mehr Aufmerksamkeit geschürt wird. Vegane Ernährung ist raus aus dem Abseits und lange kein Nischen-Essen mehr. Wie viele Veggies genau es in Deutschland gibt, dazu schwanken die Zahlen. Denn es werden immer mehr. Der Deutsche Vegetarierbund ProVeg rechnet mit 1,3 Millionen Veganern*innen, rund 1,6 Prozent der deutschen Bevölkerung, und mindestens 8 Millionen Vegetarier*innen. Außerdem gibt es insgesamt zunehmend mehr sogenannte Flexitarier*innen: Über 60 Prozent aller Bürger*innen haben ihren Fleischkonsum schon deutlich – sprich von den eingangs genannten bis zu 11 auf nur 5 bis 3 Portionen pro Woche – reduziert.

Kleine Schritte, die uns auf einen großen, wichtigen Weg führen können. Lust? Dann lasst uns den heutigen Welttierschutztag gemeinsam zum Anlass nehmen, uns in Sachen pflanzliche Ernährung weiterzubilden!

Inspiration liefern dazu zum Beispiel vegane Köch*innen wie Sophia Hoffmann, die auch tolle Bücher zum Thema schreibt, Sarah Kaufmannn oder Niko Rittenau sowie Blogs und YouTube-Channels wie Pick up limes, HeyLilaHey und Vegan ist ungesund.* Viel Spaß!

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