“Zero Waste” ein Wort das seit ein paar Jahren vermehrt zu hören ist. Zero Waste gilt momentan sogar als Trend. Aber was bedeutet es? Und wie kannst auch Du müllfreier leben? Unsere Gastautorin und Nachhaltigkeitsexpertin Anke Schmidt erklärt es Dir.

Was ist Zero Waste?

Zero Waste heißt übersetzt: Null Müll. Der Zero Waste Lifestyle bedeutet, dass Menschen versuchen, so wenig Müll wie möglich zu produzieren und alles zu recyceln, was recycelbar ist. Es geht dabei um die Reduzierung von Müll im eigenen Haushalt, im Büro, unterwegs, aber auch landesweit. Dahinter steht zum einen das Ziel, die Umwelt zu schonen und müllfreier zu halten und zum anderen, das eigene Leben nachhaltiger zu gestalten. So gibt es mittlerweile schon Länder, die daran arbeiten, ein Zero Waste Land zu werden. Slovenien ist hier Vorreiter.

Warum Zero Waste?

Es gibt drei gute Gründe dafür, den Zero Waste Lifestyle einmal auszuprobieren.
Wenn wir dafür sorgen, dass weniger Einwegverpackungen produziert werden und insgesamt weniger Produkte wie Lebensmittel oder Kleidung ungenutzt weggeworfen werden, können wir die Verschwendung von Rohstoffen vermeiden und somit Ressourcen schonen. Allein in Deutschland werden pro Jahr circa 55 Kilogramm Lebensmittel unverzehrt entsorgt.
Zudem kannst Du durch die Vermeidung von Müll zum Umweltschutz beitragen. Denn Teile unseres Mülls, viele Verpackungen, sei es Plastik, Papier oder sonstige landen in unseren Meeren. Es gibt mittlerweile sogar sogenannte Müllinseln wie den Great Pacific Garbage Patch. Das sind Stellen, an denen sich der Müll aufgrund von Strömungen ansammelt. Weiterhin verbrauchen das Recycling und die Entsorgung von Müll viele Ressourcen. Allein in Deutschland werden jährlich 26 Millionen Tonnen Abfälle verbrannt. Alleine der Bau der Verbrennungsanlagen und der Transport des Mülls in diese Anlagen verbrauchen einige Ressourcen. Diese könnten eingespart werden, indem wir dafür sorgen, dass weniger Müll entsteht.
Und zuletzt kann ein Leben ohne Müll für Dich auch ein gesünderes Leben bedeuten. Denn viele Plastikverpackungen enthalten Weichmacher, die in Lebensmittel übergehen können. Du wirst weniger Fertigprodukte kaufen, die oft unnötige Inhaltsstoffe enthalten und auch weniger Kosmetikprodukte.

Mehr Nachhaltigkeit und weniger Müll in Deinem Leben

Im Folgenden bekommst Du von mir ein paar einfache Tipps, mit denen Du Deinen Haushalt abfallfreier gestalten kannst. Vom Einkauf bis hin zur Körperpflege. Zero Waste im Haushalt kann an ganz vielen Stellen ganz einfach sein!

Behälter zum Abfüllen von Nüssen im Unverpackt-Laden
In Unverpackt-Läden gibt es Lebensmittel plastikfrei und ohne Verpackung.

5 Tipps, wie Du Zero Waste einkaufen kannst

1. Plastikfrei einkaufen im klassischen Supermarkt
Komplett verpackungsfrei in einem klassischen Supermarkt einkaufen ist momentan noch nicht möglich. Du kannst aber darauf achten, möglichst unverpacktes Gemüse und Obst zu kaufen und einmal schauen, was es alles an Lebensmitteln gibt, die in Papier verpackt sind. Mittlerweile gibt es auch tiefgefrorene Produkte, die nur in Papier verpackt sind. Einige Supermärkte bieten auch schon Abfüllstationen für Lebensmittel und Waschmittel an. Hier lohnt es sich einfach mal, in den Supermärkten bei Dir in der Umgebung nachzuschauen.

2. Zero Waste einkaufen in der Drogerie
Auch die bekannten Drogerieketten, haben gemerkt, dass nachhaltiges Leben immer mehr von uns Konsument*innen angenommen wird. Mittlerweile bekommst Du in fast allen Drogerien plastikfrei verpacktes festes Shampoo, Seife und viele weitere nachhaltige Produkte wie ökologisch gutes Waschmittel, Spülmittel und Reinigungsmittel.

3. Besuche einen Unverpackt Laden
Schau einmal nach, ob es in Deiner Nähe einen Unverpackt Laden gibt. In einem Unverpackt Laden kannst Du Lebensmittel verpackungsfrei einkaufen. Eine Karte mit allen Unverpackt Läden findest Du beim Unverpackt Verband. Wenn Du vorab wissen möchtest, wie Du in einem solchen Laden einkaufst, schau gern auf meinem Blog vorbei. [unbezahlte Werbung]

4. Weitere Einkaufsmöglichkeiten
Hast Du keinen Unverpackt Laden in Deiner Nähe, dann besuche den örtlichen Wochenmarkt. Nimm Deine eigenen Leinen- oder Baumwollbeutel mit und frage nach, ob die Lebensmittel direkt dort hinein gepackt werden können. Auf dem Wochenmarkt werden oft viele Obst- und Gemüsesorten plastikfrei bzw. unverpackt angeboten.

5. Wo Du Kleidung und andere Gegenstände nachhaltig einkaufen kannst
Wenn Du Deinen Konsum – abgesehen von Lebensmittel und Körperpflegeprodukte – noch nachhaltiger gestalten willst, dann überlege bevor Du Dir etwas neu kaufst, ob Du es vielleicht irgendwo gebraucht kaufen kannst. Kleidung gibt es mittlerweile sogar schon online in Second Hand und für Einrichtungs- oder Dekogegenstände gibt es Trödelmärkte oder auch Kleinanzeigen oder Facebook Gruppen. [unbezahlte Werbung]

Zero Waste Utensilien im Badezimmer wie Bambuszahnbürste, Rasierer und feste Seife.
Zero Waste im Badezimmer: feste Seife, Bambuszahnbürste und Co. dürfen nicht fehlen.

4 Tipps für Dein plastikfreies Badezimmer

  • Nutze feste Seife und festes Shampoo zum Duschen. So kannst Du ganz leicht viele Plastikverpackungen einsparen.
  • Kaufe Recycling-Toilettenpapier. Das ist zwar oft noch in Plastik verpackt, allerdings ist es nachhaltiger als Toilettenpapier, das aus Frischfaser hergestellt wird.
  • Nutze eine Bambuszahnbürste und achte darauf, dass die Borsten erdölfrei sind. Das erkennst Du daran, dass die Borsten zum Beispiel auf Basis von Rizinusöl hergestellt wurden.
  • Nutze einfaches Öl, wie Mandelöl, als Bodylotion, Pflege für die Haare und zum Abschminken.
Selbst hergestellte Deocreme.
Deocreme selbst herstellen, geht einfach und ist nachhaltig.

3 Tipps für Zero Waste Kosmetik

  • Viele Dinge wie Make-Up, Eyeliner, Wimperntusche o. ä. kannst Du oft nur schwer unverpackt einkaufen. Worauf Du aber achten kannst ist, dass diese möglichst schadstofffrei und tierversuchsfrei sind und nachhaltig produziert wurden. Das schaffst Du am einfachsten, wenn Du darauf achtest, Produkte zu kaufen, die eines der drei Siegel tragen: Das BDIH-Prüfzeichen „kontrollierte Naturkosmetik“, Natrue und Ecocert [unbezahlte Werbung].
  • Viele Cremes und Deos und weitere Pflegeprodukte enthalten Mikroplastik. Wieso, weshalb und warum, das kannst Du im ENERGIEVOLL Blogbeitrag zum Thema nachhaltige Kosmetik nachlesen.
  • Mache Dinge wie Sprühdeo oder Deocreme selbst. Ein Rezept dazu findest Du auf meinem Blog. Der Vorteil daran, wenn Du Pflegeprodukte selbst machst ist, dass Du genau weißt was drin ist. Zudem sind selbstgemachte Produkte meist günstiger als gekaufte.

8 Tipps für mehr Nachhaltigkeit in der Küche

  • Lagere Deine Lebensmittel in Gläsern. Besonders gut eigenen sich hierfür Vorratsgläser mit Klapp- oder Schraubverschluss und einem Dichtungsring.
  • Anstatt Alufolie oder Frischhaltefolie, kannst Du Wachstücher nutzen oder einfach einen Teller auf eine Schüssel legen.
  • Zum Mitnehmen von Essen kannst Du Edelstahldosen nutzen.
  • Generell gilt, hast Du bereits Plastikdosen, die du zuhause hast, auch weiter nutzt. Denn Zero Waste leben heißt auch, das zu nutzen, was Du da hast.
  • Brot und Brötchen kannst Du einfach im Leinen- oder Baumwollbeutel einfrieren.
  • Um Gemüse oder Obst haltbar zu machen, kannst Du beides „Einwecken“ oder Fermentieren. Auch Suppe oder Mus kannst Du gut einkochen.
  • Zero Waste kochen heißt auch, Lebensmittel möglichst komplett aufzubrauchen. Aus Möhrengrün kannst Du zum Beispiel ein Pesto machen und aus Gemüseschalen eigene Gemüsebrühe herstellen.
  • Mittlerweile gibt es auch einige Zero Waste Rezepte wie Brotlinge, die sich gut dafür eignen, Lebensmittel aufzubrauchen, die sonst weggeworfen würden.
Gebrauchte Jeans Hosen in einem Second Hand-Laden.
Gebrauchte Jeans Hosen in einem Second Hand-Laden: immer nachhaltiger als neu kaufen!

Nachhaltige Kleidung

  • Kaufe – wenn möglich – Deine Kleidung Second Hand. So trägst Du dazu bei, dass weniger neue Kleidung produziert wird und gleichzeitig auch, dass weniger weggeworfen wird.
  • Möchtest Du Dir neue Kleidung kaufen, achte darauf, dass diese möglichst nachhaltig und fair produziert wird. Mehr Tipps dazu findest Du im ENERGIEVOLL Blogbeitrag zum Thema faire Mode.
Person hält Trinkflasche in der Hand während einer Autofahrt.
Zero Waste Tipp zum Thema Trinken: nimm Deine eigene Trinkflasche mit!

Zero Waste auf Reisen

  • Bevor Du in den Urlaub fährst, suche das Land oder die Stadt, in die Du fährst, in dem Du “Zero Waste XY” oder “plastikfrei einkaufen in XY” oder “Zero Waste cafe in XY” bei Google eingibst. Mittlerweile ist das Thema Zero Waste so groß geworden, dass es in vielen Ländern schon eine Zero Waste Bewegung gibt. Ich war vor zwei Jahren in Schottland und habe so auch mehrere Unverpackt Läden finden können.
  • Nimm Dir eine eigene Trinkflasche mit. Über “Refill” findest Du immer Möglichkeiten, diese aufzufüllen [unbezahlte Werbung]. So musst Du keine Plastik-Wasserflaschen kaufen.
  • Nimm Dir eine Dose und einen Beutel mit, auch für den Snack zwischendurch. Und wenn Du Kaffeeliebhaber*in bist, auch einen Coffee to go Becher.
  • Kaufe Koffer, Taschen usw. möglichst Second Hand und nutze möglichst Apps, um Deine Tickets dabei zu haben. Tickets für die Bahn kannst Du zum Beispiel komplett online kaufen.
  • Bestenfalls nutzt Du Unterkünfte, in denen Du Dich selbst versorgen kannst, denn nur so kannst Du auch sicherstellen, dass das meiste unverpackt ist.

Schritt für Schritt den Zero Waste-Lifestyle leben

  • Suche Dir einen Raum aus, den du müllfreier gestalten willst. Sortiere die Dinge, die sich in diesem Raum befinden. Was kannst du noch aufbrauchen, was willst Du verschenken, was kann weg? Bitte behalte dabei im Kopf, dass so eine Umstellung Zeit braucht! Wir haben acht Monate gebraucht, bis wirklich alles aufgebraucht war.
  • Bevor Du Produkte aussortierst oder aufbrauchst, scanne sie mit der ToxFox App oder der Codecheck App [unbezahlte Werbung]. So kannst Du herausfinden ob diese Schadstoffe oder auch Mikroplastik enthalten. Übrigens hat der Bund einen Einkaufsratgeber herausgegeben, in dem Du auch einmal nachschauen kannst, ob Du Produkte nutzt, die noch Plastik enthalten.
  • Ersetze jedes aufgebrauchte Produkt mit einem unverpackten oder möglichst natürlichen Produkt. Angefangen beim Duschgel in der Plastikverpackung, dass Du durch eine feste Seife ersetzt.
  • Bist Du mit dem einen Raum fertig, nimm Dir den nächsten vor. Gerade die Küche braucht viel Zeit, da es oft herausfordernd ist, überhaupt unverpackt einzukaufen, wenn die Möglichkeiten in Deiner Umgebung begrenzt sind.

Du musst kein*e Nachhaltigkeitsexpert*in sein, um den Zero Waste Lifestyle auszuprobieren!

Jede*r von uns kann etwas tun, um ein wenig mehr Müll einzusparen. Wenn Du gerade anfängst, Zero Waste zu leben, dann feiere jeden Erfolg und setze Dir kleine Ziele. Am besten fängst Du wirklich in einem Raum bei Dir Zuhause an und sorgst dafür, dass Du erst einmal möglichst alles aufbrauchst und dann nach und nach alle Produkte ersetzt. Denn plastikfreier Leben braucht seine Zeit und ganz Zero Waste werden wir alle nicht leben können. Denn irgendwann bekommt jede*r von uns eine neue Bankkarte oder einen neuen Ausweis.

Buch- und Videotipps von Anke

Ich kann Dir mein selbst geschriebenes Buch "111 Wege in Dein nachhaltiges Leben" empfehlen. Auf dem Instagram-Account von ENERGIEVOLL kannst Du übrigens 1 von 3 meiner Bücher gewinnen!

Außerdem kann ich Dir folgendes Video zum Thema "Müllfrei einfrieren" empfehlen, sowie das Buch "Fünf Hausmittel ersetzen eine Drogerie".