Von wegen Fernsehen ist out: Mehr als 96 Prozent aller Haushalte in Deutschland besitzt mindestens ein Fernsehgerät. Dafür verändert sich die Art und Weise wie wir fernsehen. Vielfältige Streaming-Angebote versprechen neue Erlebnisse. Doch alles das ändert nichts daran, dass Fernseher eine Menge Strom verbrauchen. Wie viel, das hängt von der TV-Technologie und Deinem Verhalten ab.

Wie viel Strom der eigene Fernseher verbraucht, das ist den meisten Menschen gar nicht richtig bewusst. Kühlschrank, Waschmaschine, Trockner und eben der Fernseher machen einen Löwenanteil an der Stromrechnung aus. Nicht zuletzt aus Umweltgesichtspunkten sowie einer zunehmenden Energieknappheit in Verbindung mit steigenden Preisen spielt der Stromverbrauch von Fernsehern eine immer größere Rolle. Wenn Du also die Anschaffung eines neuen Fernsehers planst und Dir Umwelt und Stromrechnung nicht egal sind, dann bist Du gut beraten, den Energieverbrauch eines Fernsehers genauer unter die Lupe zu nehmen.

Ähnlich mag die Europäische Union (EU) bei der Einführung des neuen Energieeffizienzlabels gedacht haben. Die alte Klassifizierung bot kaum noch Vergleichsmöglichkeiten. Deswegen führte die EU 2021 ein neues Label mit dem Ziel ein, den Stromverbrauch neuer Fernseher-Generationen zu reduzieren und das reale Verbraucherverhalten besser darzustellen als das bis dato gültige. In der Praxis sorgt das aber erst einmal für Verwirrung bei den Verbrauchern, denn: Fernseher, deren Stromverbrauch bis vor kurzem mit A++ oder A+++ bewertet wurden, werden plötzlich nur noch mit E eingestuft. Was es damit auf sich hat, erklären wir Dir später ausführlich.

Natürlich verbrauchen Fernseher durch ein neues Label nicht mehr Strom. Bei einem Vergleich solltest Du aber darauf achten, dass der angegebene Stromverbrauch eines neuen Fernsehers in Deinem Haushalt auf der Grundlage der seit 2021 gültigen Energieeffizienzklassen ermittelt wurde. Grundsätzlich gilt natürlich: Welchen Anteil der Stromverbrauch Deines Fernsehers an den Stromkosten hat, hängt von einer ganzen Reihe von Faktoren ab. Dabei spielst Du und Dein Verhalten eine wichtige Rolle. In vielen Haushalten läuft der Fernseher, ohne dass jemand richtig zuschaut. Wer das Gerät am Ende einer Sendung ausschaltet, der spart Strom. Wichtig für den Stromverbrauch Deines Fernsehers sind die folgenden Eigenschaften des Geräts.

  • Bildschirmgröße
  • Helligkeit des Bildschirms
  • Bildschirmtechnologie
  • Zusatzfunktionen (WLAN)
  • Standby

Was eine Stunde Fernsehen an Strom kostet, das kannst Du leicht selbst ausrechnen. Auf dem Energieeffizienzlabel ist die Leistung des Geräts in Watt angegeben. Dieser Wert kennzeichnet den stündlichen Stromverbrauch. Du schaust täglich drei Stunden fern – macht das 300 Watt pro Tag. Um den Jahresverbrauch auszurechnen, multiplizierst Du die täglich benötigten 300 Watt mit 365 Tagen. Das Ergebnis lautet 109.500 Watt oder 109 Kilowattstunden. Um diesen Wert in Euro zu konvertieren, benötigst Du den Preis für eine Kilowattstunde bei Deinem Energieversorger. Bei der badenova kostet eine Kilowattstunde sauberer Ökostrom zurzeit 38,71 Cent (Stand: 010.07.2021), sodass Dein jährliches Fernsehverhalten mit 42,39 Euro zu Buche schlägt.


Wie hoch ist der Stromverbrauch eines Fernsehers?

Plasma, LCD, LED oder OLED bzw. QLED – unter dem Gesichtspunkt des Stromverbrauchs eines Fernsehers spielt die verwendete Technik eine gewichtige Rolle. Es ist noch nicht lange her, da markierten Plasma-Fernseher das Maß aller Dinge, weil diese Geräte mit ihrer Bildqualität überzeugten. Allerdings verbrauchten Plasma-Fernseher deutlich mehr Strom als Geräte mit LED- oder OLED-Technik. Nicht zuletzt deswegen sind derartige Geräte heute praktisch nicht mehr erhältlich.

LCD-Fernseher

Bei LCD-Fernsehern kommen Flüssigkristalle zum Einsatz. Je nach Stromspannung kann so eine unterschiedliche Menge an Licht passieren und damit den Farbanteil eines Bildpunkts bestimmen.

Vorteile Nachteile
Günstiger Preis Schwächere Kontrastwerte
Brillantes Bild Langsame Reaktionszeit
- Eingeschränkter Betrachtungswinkel
- Kein idealer Schwarzwert

LED-Fernseher

LED-Fernseher verfügen über eine Hintergrundbeleuchtung, die an den Rändern des Bildschirms platziert sind. Das ermöglicht flache Gerätegeometrien.

Vorteile Nachteile
Hoher Kontrast Langsame Reaktionszeit
Intensive Farben Kein idealer Schwarzwert
Großer Betrachtungswinkel -
Lange Lebensdauer (40.000 Stunden) -

OLED- und QLED-Fernseher

OLED-Fernseher und die Weiterentwicklung mit QLED-Technik kombinieren die Vorteile von LCD- und Plasmatechnologie miteinander. Derartige TV-Geräte verbrauchen wenig Strom und sind damit energiesparend. Allerdings zählen diese OLED- und QLED-Fernseher auch zu den teuersten Modellen auf dem Markt.

Vorteile Nachteile
Sehr gute Kontraste Geringe Lebensdauer (20.000 Stunden)
Ideale Schwarzwerte Teuer
Hohes Farbspektrum -
Extrem flache Bauweise -

Fernseher: Ungefährer Stromverbrauch pro Stunde

Neben der eingesetzten Technologie hat vor allem die Größe des Bildschirms Einfluss auf den Stromverbrauch. Wenn Du also den Stromverbrauch eines LED-Fernsehers mit dem eines LCD-Fernsehers oder eines QLED-Geräts vergleichen möchtest, dann achte darauf, dass die Bildschirmdiagonalen gleich groß sind. Zur groben Orientierung dient die folgende Stromverbrauch-Tabelle.

Fernsehtyp Stromverbrauch
LED-Fernseher 70 Watt/Stunde
LCD-Fernseher 100 Watt/Stunde
OLED-Fernseher 150 Watt/Stunde
Plasma-Fernseher 175 Watt/Stunde

Gut zu wissen

Einen funktionierenden Fernseher gegen ein stromsparenderes Modell zu tauschen lohnt sich aus energetischer Sicht meist nicht. Die zur Herstellung, den Transport und die Entsorgung des Fernsehers benötigte Energie ist bis zu dreimal höher der Stromverbrauch während der gesamten Lebenszeit.


Richtige Größe wählen

Die richtige Bildschirmgröße eines Fernsehers zu ermitteln, ist gar nicht so schwer. Idealerweise solltest Du sie von der Größe des Raums abhängig machen, in dem der Fernseher zum Einsatz kommt. Folgende Formel hat sich bewährt, um die passende Bildschirmdiagonale auszurechnen:

Bildschirmdiagonale x 3 = Sitzabstand zum Fernseher

Ein Beispiel: Du interessierst Dich für einen LED-Fernseher mit 55 Zoll. Dann sollte der Sitzabstand rund 4,20 Meter betragen. Grundsätzlich steigt der Stromverbrauch mit zunehmender Bildschirmdiagonale an. Die folgende Tabelle dient Deiner groben Orientierung, wie der Energieverbrauch mit steigender Bildschirmgröße zunimmt.

Zoll Bildschirmdiagonale Stromverbrauch pro Jahr
32 Zoll 81 cm 60 kWh
37 Zoll 94 cm 80 kWh
42 Zoll 107 cm 100 kWh
46 Zoll 117 cm 120 kWh
55 Zoll 140 cm 130 kWh
60 Zoll 152 cm 150 kWh
65 Zoll 164 cm 180 kWh

Effizienzklasse

Seit 1994 werden elektrische Geräte in der Europäischen Union (EU) mit einem Energielabel ausgezeichnet. Ziel ist es, Kunden auf den ersten Blick über den Stromverbrauch zu informieren. Gleichzeitig war die Auszeichnung als Aufforderung an die Hersteller gedacht, den Energieverbrauch der Geräte zu senken. Die Strategie der EU ging auf. Irgendwann reichte die beste Stufe A nicht mehr aus, um die Unterschiede beim Verbrauch deutlich zu machen. Eine Zeitlang reichte Zusatzbezeichnung A+ bis A+++. Doch auch da war die Unterscheidbarkeit recht bald aufgebraucht.

Im März 2021 hat die EU ein neues einheitliches Energielabel eingeführt. Das Spektrum des neuen Labels reicht von A bis G. Eingeführt wird es nach und nach bis 2030. Für Fernseher gelten die neuen Effizienzklassen bereits vom Start weg. Möglicherweise ist Dir das als aufmerksamem Kunden sogar schon aufgefallen. Kühlschränke, Fernseher oder Geschirrspüler oder Waschmaschinen tragen plötzlich nicht mehr die Klassen A++ oder A+++, sondern F oder G. Ob die Energieeffizienzklasse G für Fernseher gut oder schlecht ist, solltest Du vor dem Hintergrund sehen, dass die Energieeffizienzklasse der meisten Fernseher derzeit bei E oder F liegt.

Ein Beispiel: Ein Fernseher (158 Watt), der nach der alten Klassifizierung bei A eingeordnet wurde, findet sich nach Anwendung der Energieeffizienzklasse 2021 für Fernseher bei einer Bewertung mit E wieder. Das Erreichen der Energieeffizienzklassen A und B ist für Fernseher eher eine Option für die Zukunft. Technologische Lösungen dafür existieren bislang noch nicht. Einige Hersteller gehen sogar davon aus, dass die Klassifizierungen A und B für Fernseher nicht zu erreichen sein werden.

Energieeffiziensklassen im Vergleich
Energieeffizienzklasse im Vergleich

Verbrauch im Standby-Modus

Der Standby-Modus des Fernsehers ist eine bequeme Sache. Allerdings verschwendet dieser Luxus eine Menge Strom und kostet über das Jahr gesehen reichlich Geld. Im Standby-Modus kann ein Fernseher locker 50 Kilowattstunden im Jahr verbrauchen. Eine Steckdosenleiste mit Kippschalter macht dieser Art von Verschwendung den Garaus und schont die Umwelt.


USB-Geräte

Amazon Prime, Netflix & Co. haben Fernseher um eine attraktive Funktion erweitert. Allerdings ist das Streamen von Videos oder aktuellen Sportereignissen eine energieintensive Angelegenheit. Gleiches gilt auch für die Smart-TV-Funktionen Deines Fernsehers. In der Folge steigt der Energiebedarf – vor allem in den jeweiligen Rechenzentren. Eine Stunde Video-Streaming in Full-HD-Auflösung verbraucht insgesamt rund 220 bis 370 Wattstunden. Das hat das Borderstep-Institut für Innovation und Nachhaltigkeit ermittelt. Ein Teil dieser Kosten geht über angeschlossene USB-Geräte auch auf Deine Rechnung.

Hinsichtlich des Stromverbrauchs fristen die USB-Geräte an Deinem Fernseher meist ein unbeobachtetes Leben. Dabei verbrauchen viele dieser Geräte selbst dann Strom, wenn sie nicht benötigt werden. Wie viel Strom verbraucht wird, ist abhängig vom Gerät. Ganz bewusst schweigen sich die Hersteller über den Stromverbrauch der USB-Geräte aus. Rechnen solltest Du für den Standby-Betrieb der USB-Geräte mit bis zu zehn Euro im Jahr.

Unabhängig davon, ob Du einen Fire TV Stick, einen Fire TV Cube oder ein Apple TV benutzt: Geräte, die per USB mit dem Fernseher verbunden sind, verbrauchen Strom. Über den Ruhemodus lässt sich der Verbrauch absenken. Wenn Du den Verbrauch bei Nichtbenutzung vollständig einschränken möchtest, dann hilft nur die erwähnte Steckdosenleiste mit Kippschalter.